Da, wo der Daumen links ist

Ich bin Linksfüßer. Also, wenn ich mal Fußball spiele, dann schieße ich mit dem linken Fuß.

Dabei spiele ich die Bass Drum am Drumset mit dem rechten Fuß, es sei denn ich spiele Double Bass, dann spielen ja beide, und die HiHat bleibt am liebsten offen.

Für konventionelles Single Bass Spiel ist mein rechter Fuß stärker als der linke, aber Fußballschüsse oder Drehkicks früher im Taekwondo habe ich lieber mit links ausgeführt. Rechtsfuß, Linksfuß? War der Trainer schuld?

Wer Schlagzeug spielt, sollte in einer idealen Welt zwei Wochen im Monat ein Rechtshänderset spielen und zwei Wochen ein Linkshänderset. Oder eben jeden Monat einmal das Set umstellen. Das hat mir mein Schlagzeuglehrer an der MuHo Köln ja nie gesagt, obwohl er zu meinen besten Lehrern gehörte. OK, es stellt sich die Frage, ob wir in einer idealen Welt leben.

Umso weniger sagte mir jemals jemand, dass Pianisten seit je her fast nur auf Rechtshänderklavieren spielen, Linkshänderklaviere hätten die höheren Töne je weiter links auf der Tastatur. Das ist eindeutig Diskriminierung, denn Gitarristen haben es leichter, wenn sie sich eine Linkshändergitarre zulegen. Das Lustige aber ist, als ich das erste Mal eine Gitarre in die Hand nahm, war es eine Rechtshändergitarre, die ich falsch herum drehte und so benutzte, als sei ich Linkshänder. Als ich dann zwei Semester an der MuHo Gitarrenunterricht genoss, was mich nicht wirklich kompetent an dem Instrument gemacht hat, lernte ich es richtig - notwendigerweise, denn Vieles ginge nicht, vor allem für das Handgelenk muss das grausam sein, bestimmte Sachen auf einer umgedrehten Rechtshändergitarre quasi linkshändig zu spielen.

Ich wünschte, es gäbe mehr Linkshänderklaviere. Dann müsste ich mich beim Singen nicht mehr fragen, ob ich Linksstimmbändler oder Rechtsstimmbändler bin.

Oder sollten wir von Geburt an beidhändig erzogen werden? Es sollte gehen, aber sollen wir das wollen dürfen? Muss es sein, dass Eltern und Erzieher darauf beharren, dass Kinder jeden zweiten Tag die Gabel mit der je anderen Hand halten? Zumindest sollte es einfach sein, jeden Tag fürs Zähneputzen die Hand zu wechseln.

Fragen über Fragen. Wäre es nicht zumindest fruchtbar, das Alphabet auch rückwärts auswendig zu lernen? Klavierspiel ist ja das: einerseits die Koordination beider Hände in: "laut gegen leise", " gebunden gegen abgesetzt ", " zwei Achtel gegen drei Achteltriolenachtel", "Melodie gegen Begleitung" (homophones Spiel), "Melodie gegen Melodie" (polyphones Spiel) usw., andererseits ist Klavierspiel ja immer auch vorwärts-rückwärts. Das wäre nicht so anstrengend, das Alphabet zumindest sieben Buchstaben lang auch rückwärts auswendig zu können: g f e d c b a. Und aus b mach h, es sei denn in Amerika.